Ein Text voraus: (Jörg Zink, 1922-2016, evangelischer Theologe)
Heilige Räume gibt es allüberall in der Welt. Überall gibt es heilige Bezirke, Tempelräume, heilige Schreine, Moscheen, Synagogen, Kirchen und Kapellen. Betrachtet man sie von innen, so leuchten sie wie der Innenraum einer begnadeten Seele. Schön. Festlich. Kostbar. Wohnlich. Und in diesen Innenraum der Seele, so wünscht man sich, möge Gott eintreten. Oder er möge dort anzutreffen sein.
Und dort möge man nicht nur in seinem eigenen Herzen gegenwärtig sein, sondern im Herzen aller Dinge, im Herzen der Welt. Ein Psalm sagt: „Gott ist in seinem heiligen Tempel. Es sei stille vor ihm alle Welt“. Darum sind solche Räume heilig. Darum erfordern sie unsere Sammlung, unser Stehen oder Knien. Unsere Fähigkeit anzubeten, zu danken. Unsere Fähigkeit zu rühmenden Gebet.
In der jetzigen spätromanischen Form stammt die Frauenkapelle aus der Zeit zwischen 1270 – 1280.
Die Rosenkranzkapelle ist ein „Heiliger Raum“ mit dreifacher Funktionalität:
Raum der Liturgie
Der in den 1950er Jahren entstandene Altar stellt die Grablegung Christi dar und stammt ebenso wie der Tabernakel aus der Werkstatt von Michael Frass.
Von Lucia Jirgal (1914 - 2007) stammt das Marienretabel, welches neben Szenen aus dem Leben Mariens auch die vier Evangelisten, die Propheten Jesaja, Jeremia und Ezechiel sowie den Hl. Dominicus darstellt.
Raum des Gebets:
An der Nordwand finden sich Fresken der Pestheiligen Rochus und Sebastian. Vermutlich stammen sie von Bartholomäus Altomonte, die Entstehungszeit dürfte um 1750 liegen. An der Westwand finden sich aus dem Frühbarock stammende Fresken mit den 15 Rosenkranzgeheimnissen.
Raum der Erinnerung
An der Westwand unten findet sich das Epitaph (Grabdenkmal) der Familie Greiss. Die Familie war in WAld bei Pyhra begütert. Einige Epitaphien dieser Adelsfamilie finden sich in der Pfarrkirche Pyhra.
Die beiden Frauen, für die die Grabplatte errichtet wurde, sind die einzigen Kinder des Hans Wilhelm Freiherr von Greissen. Beide waren unverheiratet und kinderlos. Somit ist das Adelsgeschlecht mit den beiden Schwestern ausgestorben. Ursprünglich stammt das Geschlecht aus Thüringen und kam mit Maximilian I. nach NÖ und besaß hier einige Herrschaften wie Wald, Gmünd, Sitzenberg und andere. Die beiden Frauen wurden wohl auch hier in der Kapelle begraben. Einen Beweis dafür gibt es jedoch nicht, da die Sterbematriken der Dompfarre erst mit 1680 beginnen. (Quelle: Diözesanarchiv)
Im oberen Bereich der Westwand befindet sich das Wappen der Pröpste Führer und Alteneder. Die Vita dieser Pröpste ist auf der Tafel and er Südwand rechts des Ausgangs zum Domplatz dargestellt.
Weitere Epitaphien finden sich links und rechts der Tür zum Presbyterium sowie über der Bank.